Das alte Gemeindehaus

 


Das alte Gemeindehaus – der linke Teil mit den 2 großen Türen wurde 1970 angebaut

Unser altes Gemeindehaus wurde im Jahre 1955 gebaut. Es war multifunktionales Gebäude für das ganze Dorf.
Es beinhaltete einen Raum für die Feuerwehr, eine Gefrieranlage, einen Raum für eine Waschmaschine, Räume zum Baden und Duschen, eine Toilette und einen großen Saal.

Eine Badewanne für das ganze Dorf

Als das Gemeindehaus gebaut wurde, waren noch über 80% der Einwohner Bauern. In dieser Zeit hatten die Häuser weder eine Badewanne noch eine Duschgelegenheit. Gebadet wurde samstags in einer großen Wanne. Zuerst die Kinder und dann die Eltern.
Es bedeutete schon einen enormen Fortschritt, dass im neuen Gemeindehaus eine Badewanne und 3 Duschkabinen eingebaut wurden. Eine Badewanne für das ganze Dorf! Welch ein Komfort. Dieses Badeangebot wurde ausreichend genutzt, auch wenn man lange warten musste, bis man schließlich in das „Dorf-Badezimmer“ durfte. Bot die Warterei doch reichliche Möglichkeiten alles Neue des Dorfgeschehens zu erfahren und ausgiebig zu „tratschen“.

 

Eine Waschmaschine für das ganze Dorf

Aber nicht nur die Bademöglichkeiten bedeuteten einen enormen Fortschritt, sondern auch die „Gemeinde-Waschmaschine“. Diese wurde in einem Raum auf der linken Seite des Gemeindehauses aufgestellt. Dort konnte jeder Einwohner gegen eine Gebühr seine Wäsche waschen.

 

Einen Kühlschrank für jede Familie

Ein weiterer enormer Fortschritt war der Einbau einer Gefrieranlage. Diese bestand aus einem großen Kühlraum und vielen Gefrierkabinen. Der Kühlraum wurde benutzt um bei den Hausschlachtungen die geschlachteten Schweine oder Rinder aufzubewahren. Auch zum Kühlen der Getränke bei großen Feiern war der Raum ideal. Die Kabinen konnten sich die einzelnen Familien des Dorfes für ein Jahr mieten und man hatte somit zum ersten Mal die Gelegenheit, Lebensmittel einzufrieren. Zuvor war man auf andere Techniken wie Trocknen, Salzen, Pökeln usw. zum Haltbarmachen der Lebensmittel angewiesen.

Auch der Feuerwehr war es im alten Backhaus zu eng geworden. Im Gemeindehaus erhielt sie einen größeren Raum im Erdgeschoß.

Das wichtigste war aber wohl der große Gemeindesaal im Obergeschoß. Hier wurde ausgiebig gefeiert. Die Kappensitzungen an Fastnacht gehörten zu den Höhepunkten des Jahres. Auch die Hasborner Vereine wie die DJK, der Gesangverein oder die Feuerwehr nutzten des großen Saal für ihre Feiern, die immer gut besucht waren. Bei Musik und Tanz hatte man viel Spaß und so manche Ehe nahm hier ihren Anfang.

Als dann nach und nach die einzelnen Häuser im Ort sich private Badezimmer leisten konnten, wurde die „Dorfwanne“ und die Duschräume überflüssig. Ab 1964 wohnte Robert Hieronimus (verstorben 1998) im Gemeindehaus. Er machte es sich der „öffentlichen Badeanstalt“ gemütlich und funktionierte diese zu einem Wohnraum um.

Robert Hieronimus in seinen „besten“ Tagen

Erweiterung des Hauses im Jahre 1970

In 1970 wurde das Gemeindehaus erweitert. Im Erdgeschoß erhielt die Feuerwehr größere Räume und im Obergeschoß wurde der Gemeindesaal vergrößert.

Der von der Feuerwehr zuvor genutzte Raum wurde in eine Umkleidekabine für die Fußballer umfunktioniert. Diese war mit einem Duschkopf ausgestattet. Das war schon eine Besonderheit, denn zu dieser Zeit war es nicht üblich, dass man sich nach dem Spiel duschte. Man begab sich nach Spielende ungewaschen ins Vereinshaus Thomas um den Sieg zu feiern oder um sich über die Niederlage hinweg zu trösten.
Erst mit dem Bau der Turnhalle standen den Sportlern getrennte Duschkabinen mit jeweils 4 Duschen zur Verfügung.

In den letzten Jahren wurde das Haus immer noch genutzt, sei es als Schulungsraum des Malteser Hilfsdienstes, für Feiern oder im Erdgeschoß als Geräteraum des Gemeindedieners. Leider nahm der Schimmelbefall immer größere Ausmaße an, so dass das Haus nicht mehr benutzbar war. Da die Sanierungsmaßnahen enorme Kosten verursacht hätten, hat man sich für den Neubau eines Gemeindehauses entschlossen.

Eine Eiche fällt aufs Gemeindehaus

Zu erwähnen bleibt noch ein Vorfall im Jahre 1990, als eine der fast 400 Jahre alten Eichen bei einem Sturm auf den Treppenaufgang des Gemeindesaales fiel.

„Kalle“ Teusch hat die Auswirkung des Baumfalls in einem Vidos festgehalten.

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Anekdote

Noch eine Anekdote zum Bau des Gemeindehauses in 1955:

Ein Hasborner Original, Hans Roth, genannt Roths Häns, hatte sich nach dem 2. Weltkrieg der französischen Fremdenlegion angeschlossen. Als er 1955 von der Fremdenlegion zurückkehrte, gab er an, ein gelernter Maurer zu sein. Die Baufirma teste ihn, in dem sie ihn die rechte Ecke des Treppenaufgangs mit Natursteinen mauern ließ. Diese Ecke steht heute noch und ist damit ein Beweis der fachlichen Fähigkeiten von Roths Häns.

Abriss am 25. Mai 2018

Am 24. Mai 2018 war es dann soweit. Die Abrissfirma rollte an und in wenigen Stunden waren die Mauern eingerissen und das alte Gemeindehaus war einmal. Nur die Erinnerungen bleiben.