Erinnerungen an eine versunkene Welt:   Seite 6

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Ansicht des alten Backes. Dieses Gebäude beherbergte das Backes (Backhaus), den Feuerwehrschuppen, das „Bulles“ und einen kleinen Saal. Bevor Hasborn im Jahre 1912 ein eigenes Schulgebäude erhielt, wurde hier zeitweise Schule gehalten.
Das Backes wurde auch als Wohnung, später als Jugendraum genutzt.
Eine Zeitlang hatte der Schuster Matthias Neis dort seine Werkstatt.
Das „Bulles“ war ursprünglich ein Gefängnis. Davon zeugten die schwere Eichentür, eine dicke Eisenstange, mit der die Tür verriegelt wurde, sowie ein kleines vergittertes Fenster. Später diente es als Übernachtungsraum für Tippelbrüder. So hießen nach dem 2. Weltkrieg entwurzelte Personen, die von Dorf zu Dorf wanderten. Der Bürgermeister war verpflichtet, diesen Personen Unterkunft zu geben. Als mein Vater Adolf Simon ab 1955 Bürgermeister wurde, kamen die Tippelbrüder zu uns und verlangten Unterkunft. Ich musste sie dann meistens zum Bulles begleiten und schloss die Tür auf. Das Bulles war ein feuchter, nur grob verputzter Raum. Einziger Einrichtungsgegenstand war ein Gestell mit einem Strohsack, es gab keinen Stuhl, keinen Tisch, kein Wasser, keine Toilette und natürlich auch keine Heizung – unvorstellbar aus heutiger Sicht. Einmal wurde das Bulles kurzfristig wieder zum Gefängnis.
Die Tippelbrüder mussten beim Bürgermeister ihren Ausweis abgeben und dieser gab ihn an den Gendarm Friedrich Seeger (1906-1988) weiter, der seine Dienststelle, die offiziell „Gendarmerie“ hieß, im heutigen Haus Hauptstraße 12 hatte. Einer der Tippelbrüder stand in der Fahndungsliste. Gendarm Seeger kam zum Bürgermeister, um den Schlüssel für das Bulles zu holen. Anschließend gingen wir mit dem bewaffneten Polizisten zum Bulles, wo dieser den per Fahndungsliste Gesuchten verhaftete und gleich ins Bulles einsperrte. Dort blieb er so lange eingesperrt, bis ihn ein Wagen der Polizei Wittlich abholte.


Beim Brotbacken vor dem alten Backes, von rechts Christina Thomas (1870-1959, geb. Ehlen aus Hontheim,
genannt „Stein“, Großmutter von Annemie Kutscheid), „Ihm“ Bernhard Koenen (1864-1946) aus dem Meschels-Haus, daneben Magd von Meschels aus der Eifel, Margarethe Koenen (1926-1998, „Ewescht Keenen Gretchen“) und Brigitta Gilles (1927-2015, „Gillessen Brigitta“).


Frühere Post (Hauptstraße 1), von Richard Teusch (1885-1960) im Jahr 1910 erbaut, vorne alte Zapfsäule der Shell Tankstelle.
Richard Teusch stammte aus dem Haus Hauptstraße 16 (heute Richard Thomas), in dem vorher die Post war.
Das Haus hieß deshalb „Posses“, bis die Post in neu erbaute Haus Hauptstraße 1 umzog.
Ab dem Zeitpunkt hieß dieses Haus „Poss“.


Szene im Unterdorf mit zwei Jungen, die die Zeitung austragen.
In der Mitte mit Tasche Adolf Simon (1913 – 1975).


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