Erinnerungen an eine versunkene Welt:   Seite 77

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Autobahnlager Waldheck. Mitte mit Krawatte: Josef Lenerz aus Wallscheid, im Fenster von links: Eva Teusch („Scholzen Eva“), Hildegard Görgen (1920-2005), Katharina Rodermund (1906-1976, „Schoschdesch Kätchen“). In dem Gebäude befand sich auch eine Kantine.

Mitarbeiter des Autobahnbaus, rechts außen: Josef Lenerz aus Wallscheid.

Eröffnung der neuen Autobahnstrecke im Jahre 1964, zunächst nur einspurig. Das Foto zeigt die Ehrengäste, von links Heinrich Holkenbrink, damals Mitglied des Bundestages, später Staatssekretär und Minister für Wirtschaft und Verkehr des Landes Rheinland-Pfalz, Ministerpräsident Peter Altmaier, Repräsentanten der Verkehrsministerien von Bund und Land, Pfarrer Kastrup, Wittlich, Pastor Ernst Kemp, Greimerath, Hubert Klaas, Präsident der Straßenverwaltung Rheinland-Pfalz. Bei dieser Feier trugen Michael Thiel aus Hasborn sowie Peter Bayer aus Greimerath Gedichte vor und erhielten Buchgeschenke von Ministerpräsident Altmaier.


Schulkinder aus Hasborn und Polizeikapelle bei der Eröffnungsfeier. Hasborner Schulkinder von links: Eugen Immik, Gerlinde Teusch, Sonja Lenerz, halb verdeckt Marga Teusch, Inge Lenartz, Waltraud Kreutz, Klothilde Neis, Alwine Zirbes, Hannelore Neis, Agnes Rodermund.


Chor der Volksschule Greimerath, von Lehrer Heinz Haller dirigiert, hinten Lehrer Jakob Thiel, Hasborn.


Weiterbau der Autobahn Anfang der 1960er Jahre in Richtung Norden. Das Foto zeigt, dass dabei ein ganz anderer Maschinenpark als in den vierziger Jahren zum Einsatz kam.
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Zur Geschichte des Autobahnbaus bei Hasborn (gekürzte Version eines Artikels aus dem Kreisjahrbuch Bernkastel-Wittlich 2016) Wer heute die Autobahn zwischen Wittlich und Koblenz benutzt, der wird sich über die schnelle Verbindung freuen, aber kaum daran denken, wie diese Autobahn zu Stande kam. Der Initiative zum Mahnmal für die Zwangsarbeiter in St. Paul kommt das Verdienst zu, die Öffentlichkeit auf die schlimmen Umstände aufmerksam gemacht zu haben, unter denen die Arbeit an dieser Schnellstraße begann. Das Schicksal dieser Zwangsarbeiter wird in dem Artikel von Wolfram Viertelhaus „Ein Mahnmal für die Zwangsarbeiter beim Autobahnbau 1939 bis 1942“, der im Kreisjahrbuch Bernkastel-Wittlich 2014 erschienen ist (S. 23-25) gewürdigt. Heute wissen nur noch wenige ältere Personen aus eigener Erfahrung, wie es damals beim Autobahnbau zuging. Um zu verhindern, dass dieses Wissen endgültig verloren geht, habe ich eine Reihe älterer Menschen befragt. Auch während meiner Kindheit und Jugend bekam ich einiges aus Erzählungen mit und kann mich daran erinnern. Ob diese Erzählungen immer den historischen Tatsachen entsprechen, lässt sich heute kaum noch überprüfen. Die Planungs- und Vermessungsarbeiten begannen bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in den Jahren 1937/38. Der Landerwerb war damals unkompliziert, er wurde einfach von oben verordnet. Einsprüche gab es nicht, so dass die Bauarbeiten nach kurzer Zeit beginnen konnten. Eines Tages kam der Vater von Walter Schuh aus Greimerath nach Hause und sagte: „Ich habe gehört, hier kommt eine Autobahn hin. Was ist das überhaupt?“ Eine Autobahn war damals eine echte Innovation. Die erste Autobahn der Welt, die heutige A555 zwischen Köln und Bonn, war erst 1929, also wenige Jahre vorher, in Betrieb genommen worden. Da es in der Eifel kaum Autos gab, dürften nur wenige Eifler selbst eine Autobahnfahrt erlebt haben. Zuerst kam eine Truppe von Waldarbeitern, die die Schneise für die Trasse freiräumten. Im September 1939 rückten Bagger an, um die sehr umfangreichen Erdbewegungen im Bereich Hasborn durchzuführen. Die Arbeiten waren in einzelne Lose aufgeteilt, die an die Baufirmen Krutwig, Steinhauer und Isselstein vergeben wurden. Die Firma Jager aus Trier war für die Brückenbauwerke zuständig. Sie baute Jahrzehnte später, in den Sechzigern, auch die Brücken, die während des Krieges nicht mehr fertiggestellt wurden. Im Rahmen dieses großen Bauvorhabens entstanden an zahlreichen Stellen Infrastrukturobjekte. So befanden sich zwischen Hasborn und Willwerscheid im Distrikt Waldheck Baracken für die zivilen Bauarbeiter. Dazu gehörte auch eine Kantine, in die Einheimische gelegentlich sonntags zum Frühschoppen gingen. Eine ältere Frau erzählte mir auch, dass sie dort gelegentlich duschen durften, ein damals in den Dörfern unbekanntes Vergnügen. Die Bilder 1 und 2 auf Seite 77 des Fotoalbums geben einen Eindruck wieder Für den Autobahnbau wurde sogar eine eigene Wasserversorgung eingerichtet. Der Hochbehälter befand sich im Wald zwischen Hasborn und Willwerscheid. Bis heute funktioniert diese Wasserversorgung ganzjährig und speist den großen Trog, der sich direkt an der Autobahnabfahrt Hasborn von Wittlich kommend befindet. Dieser Trog heißt im Hasborner Dialekt „Speiswäsch“, denn er wurde nach dem Krieg für die Rübenwäsche der Bauern gebaut („Speis“ oder auch „Strienk“ heißen auf Platt die Kohlrüben, eine Art größerer Kohlrabi). Diesen Zweck erfüllt der Trog längst nicht mehr. Er wird aber gerne genutzt, um im Sommer Wasser zum Gießen zu entnehmen. Die Bilder 10 und 11 auf Seite 11 des Fotoalbums zeigen den etwa 5 Meter langen Trog. Im Bereich Dürrwies bei Greimerath wurde ein Teich für die Bauwasserversorgung angelegt, in dem die Kinder auch im Sommer badeten. Ein weiteres Barackenlager befand sich im Distrikt Kaisergarten auf der Gemarkung Niederöfflingen. Dort waren Gefangene, die beim Autobahnbau eingesetzt wurden, untergebracht. Morgens und abends marschierten sie durch Hasborn zur Baustelle. Sie schmetterten dabei Marschlieder wie „Oh, du schöner Westerwald“. Josef Junk hat einen schaurigen Refrain in Erinnerung behalten, den die Gefangenen beim Marsch sangen: „Lumpen, Eisen, Knochen und Papier, ausgeschlagene Zähne sammeln wir. Lumpen, Eisen, Knochen und Papier, ja das sammeln wir.“ Ich dachte zunächst, es handle sich hier um ein spezielles Lied der Gefangenen. Der Leitende Baudirektor a. D. Hans Gass aus Wittlich machte mich jedoch darauf aufmerksam, dass dies ein altes Volkslied, das sogenannte Lumpensammlerlied, sei. Auch als die Kinder während der Nazizeit von Haus zu Haus geschickt wurden, um alte Dinge einzusammeln, sangen sie dieses Lied. Die Zahl der Zwangsarbeiter im Niederöfflinger Lager wird von einem Gesprächspartner auf 50 – 100, von einem anderen auf 100 – 200 geschätzt. Ein Hasborner Landwirt belieferte das Lager mit Kartoffeln und Obst. In dem Lager waren zivile Wachposten aus den umliegenden Dörfern eingesetzt. Für die umfangreichen Erdbewegungen wurden Dampfbagger und Loren eingesetzt. Die Bagger und die Lokomotiven wurden mit Kohle betrieben. Bild 3 auf Seite 76 zeigt den Bagger und die Loren auf der Baustelle im Einschnitt westlich von Hasborn. Unterhalb von Hasborn befand sich, wie Bild 5 auf Seite 76 ausweist, ein riesiges Materiallager mit Baustoffen. Der Beton wurde damals vor Ort zubereitet, Transportbeton war seinerzeit unbekannt. Angesichts der für das Dritte Reich typischen Engpässe kamen für den Bau ungewöhnliche Materialien zum Einsatz. So wurden große Mengen gemahlener Schlacke aus den Bleigruben in Mechernich per Bahn nach Hasborn gebracht, am Bahnhof abgekippt und von dort mit Loren auf die Autobahntrasse gebracht, wo sie als Unterbau eingesetzt wurden. Beim Brückenbau wurde moderne Schalung verwendet. Bild 4 auf Seite 76 zeigt den Bau der Autobahnunterführung, durch die der Gemeindeverbindungsweg zwischen Hasborn und Niederöfflingen läuft. Die Brücke, wie sie heute aussieht, findet sich um Bild in der Mitte auf Seite 10. Bei den Bauarbeiten wurden sowohl zivile Arbeiter als auch Zwangsarbeiter eingesetzt. Die Führungskräfte mieteten sich privat bei Hasborner Familien ein. So wohnte ein Polier bei der Familie Mengelkoch. Dieser Polier kannte einen der Zwangsarbeiter persönlich und brachte ihn mit in die Gastfamilie. Diese bat er, ihm Essen zu geben. Das war ein Verstoß gegen die strengen Vorschriften und hätte den Polier in große Schwierigkeiten bringen können. Edmund Schiefer aus Hasborn berichtete mir, dass er als Jugendlicher mit einem Wagen voller Kohlrüben („Speis“) an der Baustelle vorbeigefahren sei. Ein hungernder Zwangsarbeiter habe ihn um eine Rübe angebettelt und er habe eine solche in den Graben fallen lassen. Als er am nächsten Tag wieder an der gleichen Stelle vorbeikam, drohte ihm ein Wachposten: „Ich habe gesehen, was du gestern gemacht hast. Wenn das nochmal vorkommt, dann bist du auch hier dabei.“ Als sich der Krieg insbesondere in Russland um die Jahreswende 1942/43 gegen Deutschland wendete, wurden die Arbeiten eingestellt. Bis dahin war nur eine Fahrbahn zwischen Dorf und Hasborn betoniert. Daneben waren in Hasborn drei Brücken sowie die Trassenarbeiten vollendet. Am Bahnhof Hasborn blieb die Bleischlacke, die nicht mehr abtransportiert wurde, einfach liegen. Sie härtete im Laufe der Zeit aus und ähnelt einer Lavaablagerung. Ob diese vermutlich bleihaltigen Ablagerungen jemals auf ihre Umweltverträglichkeit untersucht wurden, ist mir nicht bekannt. Jedenfalls haben wir als Kinder ohne Bedenken in diesem möglicherweise ungesunden Material gespielt. Bild 4 auf Seite 71 zeigt diese seltsamen Strukturen, die man von der Landesstraße 52 unterhalb des Sportplatzes sehen kann. Diese Ablagerungen wie auch die auf den Trassen eingebauten Lava- und Sandvorräte wurden nach dem Krieg von den Bauern zum Teil als Baumaterialien genutzt. Die halb fertige Trasse lag mehr als 20 Jahre verlassen und war ein für jedermann zugängliches, herrenloses Niemandsland. Für uns Kinder bildete sie einen herrlichen Abenteuerspielplatz. Allerdings war das nicht ganz ungefährlich, denn es gab ungesicherte Schächte und unterirdische Rohrsysteme. Die Trasse wurde zudem häufig von französischen Panzertruppen für Manöverzwecke benutzt. Für uns als Kinder war es stets eine willkommene Abwechslung, wenn die französischen Panzer auf der Rampe Stellung bezogen. Einmal schwänzten wir wegen der Panzer sogar den Religionsunterricht und bekamen mächtigen Ärger mit Pastor Robert Stein. Nach der Stilllegung der Baustelle blieben die Schienen der Lorenbahnen zurück. Sie wurden nach und nach von den Bauern abgebaut und zum Bauen verwendet. Ich erinnere mich, dass ich bei vielen Bauern solche Schienen herumliegen sah, wusste damals aber nicht, woher sie stammten. Einige Baracken wurden abgerissen und per Bahn nach Russland verfrachtet, wo man dringend Unterkünfte für die deutschen Truppen brauchte. Eine Baracke funktionierte man in einen Kindergarten um, den Frau Maria Kreuder (geb. Braun, „Moala Maria“, ihr Vater war Anstreicher, deshalb der Name „Moala“) leitete. Eine zweite Kindergärtnerin war Frieda Teusch aus Hasborn. Bild 1 auf Seite 96 zeigt die Kindergärtnerinnen mit der Kinderschar. Während des Krieges gab es also zeitweise einen Kindergarten in Hasborn. Dieser war nötig, da die Männer im Krieg waren und die Frauen alle Arbeiten in Haus, Hof und Feld erledigen mussten. Danach gab es mehrere Jahrzehnte keinen Kindergarten. Der Zweite Weltkrieg hatte auch Auswirkungen auf die Bauten als solche. Nur wenige Menschen dürften heute noch wissen, dass sich in der Autobahnbrücke, die zwischen Hasborn und Greimerath über die Landesstraße 52 führt, ein zweistöckiger Bunker mit mehreren Räumen befindet. Im Jahre 2009 erkundeten wir mit einer Gruppe dieses Bunkersystem. Die folgenden zwei Bilder zeigt die Gruppe in einem der Räume sowie auf einer Treppe, die das untere mit dem oberen Stockwerk verbindet. An der rückwärtigen Wand des oberen Bildes sieht man die Abdeckung einer Schießscharte, durch die ein Maschinengewehr die Landesstraße 52 aus Richtung Wittlich beschießen konnte. Oberes Bild von links: Jürgen Mayer, Straßenmeisterei, Walter Schuh, Altortsbürgermeister Greimerath, Franck Neygenfind, Forstoberamtsrat, Ann-Christin Neygenfind, Stefan Koch, Ortsbürgermeister Niederscheidweiler, der Verfasser; unteres Bild von links: Stefan Koch, Michael Koch, verdeckt Walter Schuh, Franck Neygenfind, Foto von 2009 Wie ging es nach der kriegsbedingten Stilllegung der Baustelle weiter? Es sollte Jahrzehnte dauern, bis man die Autobahn in der heutigen Form befahren konnte. Beim Stopp der Bauarbeiten war eine Betonfahrbahn zwischen Dorf und der Abfahrt Hasborn fertiggestellt. Nachdem Rheinland-Pfalz unter französische Verwaltung gelangte, hielt das französische Militär auf dieser Betonfahrbahn eine Panzerparade ab. So entstand bei dem zuständigen Kommandeur die Idee, dass diese Stelle sich für ein Munitionslager eigne. Einsprüche dagegen waren nicht möglich. Im Jahre 1950 wurde das Munitionslager auf der Autobahn unmittelbar vor der Abfahrt Hasborn gebaut. Aus den Gemarkungen Greimerath und Willwerscheid requirierte das französische Militär weitere Flächen. Das Lager wurde zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Zeitweise arbeiteten dort rund 100 Zivilbeschäftigte aus den umliegenden Dörfern. Auf Seite 152 des Fotoalbums finden sich einige Bilder zum Munitionslager. Später erfolgte die Freigabe der einbahnigen Strecke zwischen Dorf und dem Munitionslager für den zivilen Verkehr. Vor dem Munitionslager musste man auf die sogenannte „Weinstraße“ ausweichen. Sie trägt diesen Namen, weil der Wein von der Mosel in die Eifel früher auf dieser Straße transportiert wurde. Seit Anfang der sechziger Jahre wurde dann ab der Abfahrt Hasborn in Richtung Norden ebenfalls einbahnig weitergebaut. Dass dabei ein ganz anderer Maschinenpark als in der vierziger Jahren zum Einsatz kam, zeigt 6 auf Seite 77. Im Jahre 1964 war es dann soweit. Die einspurige Strecke wurde in einer feierlichen Zeremonie eröffnet. Bild 3 auf Seite 77 zeigt die Ehrengäste bei der Eröffnungsfeier an der Auffahrt Hasborn, im Hintergrund sieht man Greimerath. Bei dieser Feier trugen Michael Thiel aus Hasborn sowie Peter Bayer aus Greimerath Gedichte vor und erhielten Buchgeschenke von Ministerpräsident Altmaier. Auch danach musste man das Munitionslager noch einige Jahre umfahren. Es saß nach wie vor mitten auf der Autobahn und wurde erst 1968 aufgelöst. Dabei blieben gefährliche Gegenstände zurück. So berichtet Dr. Michael Thiel (Sohn des Lehrers Jakob Thiel), der damals 13 Jahre alt war und heute in München lebt: „Als das Munitionslager aufgelöst wurde, sind wir Hasborner Jungs auf der Suche nach den Hinterlassenschaften der Franzosen bei einem Löschteich fündig geworden. Die Franzosen hatten in diesen Löschteich Gewehr- und MG-Munition gekippt, die sie nicht mitnehmen wollten. Wir haben die Munition ausgebuddelt und am Brunnen bei der Volksschule die Patronen aufgeklopft, um das Schwarzpulver zu entnehmen. Nicht ganz ungefährlich. Mit dem Schwarzpulver haben wir dann eigene Sprengkörper gebaut.“ Endlich konnte die durchgehend zweibahnige BAB Koblenz-Trier auch im Raum Wittlich in Angriff genommen werden. Die rheinland-pfälzische Landesregierung gründete als Auftragsverwaltung am 01. Oktober 1968 mit der Straßenneubauabteilung Wittlich eine zusätzliche Straßenbaubehörde. Ihr Leiter war der junge Baurat Hans Gaß. Die Behörde hatte in ihrer Hochzeit 111 Beschäftigte. Aus Hasborn arbeiteten dort Adolf Simon (1913-1975), Herbert Koller (1939-2014) und Albert Weber Junior. Die Straßenneubauabteilung Wittlich hatte den Auftrag, die zweite Fahrbahn der Autobahn zwischen Kaisersesch und Wittlich-Dorf sowie den anschließenden Neubau bis zur Mosel zu realisieren. Daneben waren unter anderem die A1, die A60 sowie die neue B50 („Hochmoselübergang“) voranzubringen. So lange gibt es die Pläne zum Hochmoselübergang schon. Im Dezember 1970 war die Strecke zwischen Kaisersesch und Wittlich fertiggestellt. Etwa fünf Jahre später, am 20. Oktober 1975 wurde in Wittlich der „Schlussstein“ der durchgehenden Autobahnverbindung Koblenz-Trier gesetzt. In Richtung Koblenz bildete das Elztal lange das große Hindernis. Erst durch den Bau der 97 Meter hohen und 380 Meter langen Elztalbrücke, der 1967 abgeschlossen wurde, konnte ab 1969 eine durchgehende Schnellstraße bereitgestellt werden. In meinen ersten Semesterferien 1969 arbeitete ich selbst bei der Firma Zettelmeyer aus Konz, zuerst auf einem Abschnitt bei Kaisersesch, dann an der zweiten Bahn zwischen Hasborn und Wittlich. Zettelmeyer stellte damals nicht nur Baumaschinen her, sondern baute auch Autobahnen. Später wurde die Firma an Volvo verkauft. Der Maschineneinsatz hatte jetzt ganz andere Dimensionen als in den dreißiger Jahren. Pro Tag wurden mehrere hundert Meter Autobahn auf der schon vorgefertigten Trasse betoniert. Und endlich konnten die Autos ungehindert auf einer echten Autobahn ohne Gegenverkehr von Wittlich bis Koblenz rollen. Zwischen Baubeginn und Fertigstellung waren mehr als 30 Jahre vergangen. Ende der sechziger Jahre wurden übrigens auch schon die Rampen für das Autobahndreieck Vulkaneifel angelegt. Es wurde jedoch erst 1997 für den Verkehr freigegeben. Und bis heute, 45 Jahre später, existiert keine durchgehende Verbindung auf der Autobahn A1 in Richtung Köln. Kann es einen stärkeren Beweis für die Unfähigkeit unserer Politiker geben? Es ist wohl keine Übertreibung, wenn man die Autobahn als den wichtigsten Faktor für die heutige Wirtschaftskraft und die niedrige Arbeitslosigkeit im Wittlicher Raum einstuft. Wer verstehen will, wie schwierig unsere Region vom Rhein her erreichbar war, dem sei eine Fahrt auf der Landesstraße 52 von Koblenz nach Wittlich über Polch, Kaisersesch, Lutzerath und Hasborn empfohlen. Das ist übrigens genau die Strecke, auf der bis 1879 die Postkutsche Koblenz - Trier verkehrte und bereits die alten Römer von Confluentes nach Augusta Treverorum fuhren. Immer wieder muss man auf kurvenreichen Straßen durch tief eingeschnittene Täler. Alleine auf den zwölf Kilometern zwischen Lutzerath und Hasborn muss man drei Täler durchfahren, das berüchtigte Lutzerather Loch, das Alfbachtal und das Tal des Sammetbaches. Wenn man für die Gegenrichtung die A48/A1 nimmt, erlebt man den Unterschied zwischen einst und jetzt.

Jürgen Mayer, Straßenmeisterei, Walter Schuh, Altortsbürgermeister Greimerath, Franck Neygenfind, Forstoberamtsrat, Ann-Christin Neygenfind, Stefan Koch, Ortsbürgermeister Niederscheidweiler, der Verfasser.
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von links: Stefan Koch, Michael Koch, verdeckt Walter Schuh, Franck Neygenfind, Foto von 2009.
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